25.04.2024 | Angesichts der anhaltenden Herausforderungen und der dynamischen Veränderungen in der Branche betont die IG Metall die Notwendigkeit einer konsequenten Industriepolitik und der Unterstützung für den Übergang zur Elektromobilität. Im Rahmen ihrer bezirklichen Automobilkonferenz hat die IG Metall verschiedene Stakeholder aus Wirtschaft, Wissenschaft und Arbeitnehmervertretungen zum Dialog über die Zukunft des deutschen Automobilstandortes eingeladen.
Trotz der Rekordgewinne einzelner Unternehmen ist die Situation in der deutschen Automobilbranche weiterhin angespannt. Die Erholung der Produktionszahlen verläuft langsam, während Sparprogramme aufgelegt und Standorte verlagert werden. Der internationale Wettbewerb, insbesondere mit US-amerikanischen und asiatischen Herstellern, verschärft sich zunehmend. Zugleich stockt der Hochlauf der Elektromobilität in Deutschland, obwohl diese in den wichtigsten internationalen Märkten weiterhin wächst.
Die IG Metall betont dabei die zentrale Rolle der Elektromobilität für den klimafreundlichen Umbau der Industrie in Deutschland. Ein fair gestalteter Übergang sichert zukunftsfähige Industriearbeitsplätze. Die Gewerkschaft fordert, dass die Politik eine klare und verlässliche Industriepolitik verfolgt, um den Rahmen für den notwendigen Wandel zu schaffen. Dabei gilt es, kurzatmigen Populismus zu vermeiden und die Zukunft der europäischen Automobilindustrie nicht unter die Räder des Populismus kommen zu lassen.
Die IG Metall unterstreicht:
„Wir brauchen jetzt beherzte Investitionen in die Industrie und in ihre Beschäftigten. Das heißt industriepolitische Stärkung von Ladeinfrastruktur, von Digitalisierung und künstlicher Intelligenz in der Produktion, das heißt aber auch Investitionen in Ausbildung, Weiterbildung, in die Infrastruktur in Deutschland und Erleichterungen bei den Energiekosten. Verbindliche Perspektiven und Planungssicherheit sind gerade für die Automobilindustrie und ihre Beschäftigten zentral. Schluss mit dem Hin und Her über Jahreszahlen, über Technologien, sondern klare Daten, klare Regularien, klare Aussagen!“, so Christiane Benner, Erste Vorsitzende der IG Metall vor Ort in Hannover.
Die größte Industriegewerkschaft appelliert an die Bundesregierung, ein neues Impulspaket für den Hochlauf der Elektromobilität aufzulegen, um ein Signal in den Markt zu senden. Notwendig sind unter anderem vergünstigter Ladestrom, CO2-orientierte Reformen sowie ein Mix aus Auflagen und Förderung für den Ausbau der Ladeinfrastruktur.
Auch Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies nahm an der Podiumsdiskussion der IG Metall im Rahmen der Hannover Messe teil und untermauerte: „Die Automobilindustrie steht vor der vermutlich größten Herausforderung und das in der kürzesten Zeit. Was wir jetzt brauchen, das ist Verlässlichkeit und Vertrauen. Das gilt für den Aufbau der Ladeinfrastruktur und genauso für die Energiepreise. Das wird ein Kraftakt für die Politik, der nur in engem Schulterschluss mit den Sozialpartnern gelingen kann. Für die Kunden muss Elektromobilität planbar, finanziell sicher sein, auf Dauer günstiger als Verbrenner, komfortabel beim Laden, sauber durch grünen, günstigen Strom und damit attraktiv sein. Es ist die Kombination dieser Anreize, die Elektromobilität erfolgreich machen wird. Gerade auch die Energiepreise werden hier eine zentrale Rolle spielen. Sie sind der naheliegende und unmittelbar wirkende Hebel. Es ist ein gutes Signal, dass sie sich zunächst wieder stabilisieren. Aber wir müssen weiter runter mit den Preisen. Rund ein Drittel der Kosten machen hier die Netzentgelte aus. Wenn wir hier übergangsweise die Kosten für den Netzausbau abfedern, wäre das ein schnell wirkender Impuls nicht nur für unsere Industrie, sondern genauso für alle Stromkunden. Finanziert werden müsste das über den Bundeshaushalt oder über einen neu gedachten Klima- und Transformationsfonds. Das wäre eine zentrale Maßnahme, die an allen Stellen hilft. Damit schaffen wir wichtige Impulse für Investitionen. Und wir schaffen auf der Nachfrageseite Anreize, statt Verbote. Niedrigere, verlässliche Energiekosten sind gut für den Investitionsstandort und sie machen die E-Mobilität attraktiv.“
Marcel Verweinen, Senior Vice President HR Country Germany bei Continental, hebt für die Notwendigkeit einer gelingenden Transformation hervor: „Wir haben frühzeitig eine schlagkräftige Infrastruktur geschaffen, um die Transformation in Deutschland erfolgreich zu stemmen. Im Zentrum stehen etablierte Instrumente wie das CITT, ein klar definierter Prozess zur Qualifizierung von Mitarbeitenden sowie auch der Konzerninterne Arbeitsmarkt. Mit der ContiMotion GmbH sind wir den nächsten Schritt gegangen. Gemeinsam mit den Sozialpartnern ist ein Instrument entstanden, mit dem sich temporäre Personalüberhänge im Sinne der Mitarbeitenden flexibler ausgleichen lassen.“