Work-life-balance und damit zum Beispiel Zeit für die Familie wird immer wichtiger und spielt damit auch für die Arbeitsplatzwahl eine Rolle. Das widerspricht dem Trend, der zunehmenden Entgrenzung der tatsächlichen Arbeitszeiten, gerade in den hochqualifizierten Bereichen. Ebenso steigert sich die Leistungsverdichtung, so dass der freie Rahmen, der für innovative Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten notwendig ist, schrumpft. Für die Arbeitsplatzattraktivität müssen intelligente Arbeitszeitmodelle sowohl ein vertieftes Projektarbeiten zulassen und gleichzeitig auch die Erholung ermöglichen. Ziele müssen realistisch gesteckt und Aufgaben erreichbar sein. Wenn ein Projekt "durchgezogen" wurde, muss es einen Anspruch auf Freistellung für die Mitarbeiter geben, denn: zumutbare Leistungsbedingen und ausreichende Personalbemessungen sind in der Jobwahl positive Argumente für Ingenieurinnen und Ingenieure!
Leider ist oft das Gegenteil der Fall. Aber: der durch Leistungsdruck ausgelöste Stress führt nicht zuletzt zu psychischen Belastungen, die im schlimmsten Fall einen langwierigen, krankheitsbedingten Ausfall von Beschäftigten bedeuten. Das ist für die Beschäftigten selbst und auch für den Betrieb ein untragbarer Zustand, dem zum Beispiel mit Gefährdungsbeurteilungen auch im Bereich der psychischen Belastungen entgegengewirkt werden muss. Gleiches gilt für Lärm, schlechtes Raumklima, unangenehme Lichtverhältnisse, fehlende Arbeitsmittel, usw. Die Personalreduzierung in der Vergangenheit ist ein völlig falsches Mittel. Nur mit genügend Beschäftigten kann die Arbeit ohne Gesundheitsschädigung erledigt werden. Diese Vorsorge muss im Interesse jedes Unternehmens sein.
Neue Technologien und Kommunikationsformen ermöglichen eine unkomplizierte internationale Vernetzung. Datenzugriffe und Teamarbeit sind nicht mehr zwingend an einen Ort gebunden. Teile der Arbeit lassen sich von jedem Fleck der Welt erledigen. Damit die Interessen der Beschäftigten berücksichtigt werden, müssen für diese Anwendung kreative Regelungen gefunden werden, die einer Arbeitszeitentgrenzung und der Verwaschung von Arbeit und Privatleben entgegenwirken.
Eine gut strukturierte "Experten-Karriere" neben der "Manager-Karriere" bietet ebenfalls Chancen, Beschäftigten langfristige Perspektiven aufzuzeigen. Auch motivierten und spezialisierten Expertinnen und Experten muss Zugang zu finanziell besser ausgestatteten Ebenen in den Betrieben eröffnet werden, ohne von ihnen zu verlangen sich von ihrer Ingenieur-Passion zu entfernen.