4. Gute Arbeit

Gute Arbeitsbedingungen spielen eine wesentliche Rolle um Entwicklungs- und Innovationskraft entfalten zu können. Stress, fachunspezifischer Einsatz und entgrenzte Arbeitszeiten sind dabei kontraproduktiv. Zudem steigen durch hohen Leistungsdruck am Arbeitsplatz psychische Erkrankungsformen, wie beispielsweise Burnout. Dem muss im Betrieb aktiv entgegengewirkt werden, damit auch Ingenieurinnen und Ingenieure gesund arbeiten und gesund in Rente gehen können. Zu attraktiven Arbeitsplätzen gehören unter anderem auch ergonomische Optimierungen und die Vermeidung von unnötigen Störungen, zum Beispiel in ungeeigneten Großraumbüros.

Freiräume für Forschung und Entwicklung schaffen

Work-life-balance und damit zum Beispiel Zeit für die Familie wird immer wichtiger und spielt damit auch für die Arbeitsplatzwahl eine Rolle. Das widerspricht dem Trend, der zunehmenden Entgrenzung der tatsächlichen Arbeitszeiten, gerade in den hochqualifizierten Bereichen. Ebenso steigert sich die Leistungsverdichtung, so dass der freie Rahmen, der für innovative Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten notwendig ist, schrumpft. Für die Arbeitsplatzattraktivität müssen intelligente Arbeitszeitmodelle sowohl ein vertieftes Projektarbeiten zulassen und gleichzeitig auch die Erholung ermöglichen. Ziele müssen realistisch gesteckt und Aufgaben erreichbar sein. Wenn ein Projekt "durchgezogen" wurde, muss es einen Anspruch auf Freistellung für die Mitarbeiter geben, denn: zumutbare Leistungsbedingen und ausreichende Personalbemessungen sind in der Jobwahl positive Argumente für Ingenieurinnen und Ingenieure!

Psychischer Belastung entgegenwirken

Leider ist oft das Gegenteil der Fall. Aber: der durch Leistungsdruck ausgelöste Stress führt nicht zuletzt zu psychischen Belastungen, die im schlimmsten Fall einen langwierigen, krankheitsbedingten Ausfall von Beschäftigten bedeuten. Das ist für die Beschäftigten selbst und auch für den Betrieb ein untragbarer Zustand, dem zum Beispiel mit Gefährdungsbeurteilungen auch im Bereich der psychischen Belastungen entgegengewirkt werden muss. Gleiches gilt für Lärm, schlechtes Raumklima, unangenehme Lichtverhältnisse, fehlende Arbeitsmittel, usw. Die Personalreduzierung in der Vergangenheit ist ein völlig falsches Mittel. Nur mit genügend Beschäftigten kann die Arbeit ohne Gesundheitsschädigung erledigt werden. Diese Vorsorge muss im Interesse jedes Unternehmens sein.

Neue Technologien und Kommunikationsformen ermöglichen eine unkomplizierte internationale Vernetzung. Datenzugriffe und Teamarbeit sind nicht mehr zwingend an einen Ort gebunden. Teile der Arbeit lassen sich von jedem Fleck der Welt erledigen. Damit die Interessen der Beschäftigten berücksichtigt werden, müssen für diese Anwendung kreative Regelungen gefunden werden, die einer Arbeitszeitentgrenzung und der Verwaschung von Arbeit und Privatleben entgegenwirken.

Auch "Experten-Karrieren" fördern

Eine gut strukturierte "Experten-Karriere" neben der "Manager-Karriere" bietet ebenfalls Chancen, Beschäftigten langfristige Perspektiven aufzuzeigen. Auch motivierten und spezialisierten Expertinnen und Experten muss Zugang zu finanziell besser ausgestatteten Ebenen in den Betrieben eröffnet werden, ohne von ihnen zu verlangen sich von ihrer Ingenieur-Passion zu entfernen.

Fazit
Es bedarf einer arbeitszeit- und leistungspolitischen Debatte. Unternehmen die eine Kultur vorweisen, in der Raum für innovative Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten herrscht, werden die Gewinner im Wettbewerb um die hochqualifizierten Fachkräfte sein.
Bernd Wehlauer, stellvertretender Vorsitzender des Gesamt- betriebsrats der Volkswagen AG, Wolfsburg »Zurzeit erleben wir eine deutliche Zunahme von psychischen Erkrankungen, auch an Burnout-Fällen. Das hängt zum Teil mit der zunehmenden Komplexität und Dynamik der Arbeitsaufgaben zusammen. Wir nehmen dieses Phänomen sehr ernst und wollen die Leistungsfähigkeit unserer Kolleginnen und Kollegen schützen und erhalten. Mit unseren Tarifverträgen und speziellen Betriebsvereinbarungen sorgen wir dafür, dass ›Gute Arbeit‹ bei Volkswagen kein Luftschloss ist, sondern gelebte Praxis.«