Mit Weiterbildung die Fachkräftebasis sichern

Geht nicht, gibt's nicht

23.10.2014 | Die IG Metall hat einen Vier-Punkte-Plan zur Fachkräftesicherung vorgelegt. Das A und O ist gute Bildung und bessere Qualifizierung. Um die Fachkräftebasis dauerhaft zu sichern, bedarf es auch einer vorausschauenden Tarifpolitik.

Bild: Panthermedia

Viele Beschäftigte träumen davon, sich zum Facharbeiter weiterzubilden, den Meisterbrief zu machen oder noch zu studieren. Der Wunsch zu arbeiten und gleichzeitig die Schulbank zu drücken, scheitert in der Praxis aber oft. Wer zum Beispiel Wechselschicht arbeitet, kann abends keine Kurs besuchen. Ohne finanzielle Unterstützung kann man nicht einfach ein paar Jahre Uni zwischenschieben. Qualifizierung tariflich verankern Geht nicht, gibt's nicht, ist die Devise der IG Metall, die die Forderung nach Fortbildung zum Thema in der bevorstehenden Tarifrunde macht. Denn Bildung ist mehr denn je der Schlüssel für Fortschritt, Wachstum und Innovationen. Ebenso für Emanzipations- und Entwicklungschancen eines jeden Einzelnen. Lebensbegleitende Fort- und Weiterbildung prägen die neue Arbeitswelt immer mehr. Die IG Metall will deshalb in der Metall-Tarifrunde 2015 eine Bildungsteilzeit fordern, die allen bessere Chancen zur Weiterbildung bietet.

Das Fundament für Gute Bildung wird schon bei den Jüngsten gelegt. Alle Kinder sollen unabhängig von Status und Herkunft ihre persönlichen Fähigkeiten entfalten und einen qualifizierten Schulabschluss erreichen. Kein Kind darf zurückgelassen werden. Dafür brauchen wir eine qualitativ hochwertige vorschulische Bildung und Betreuung sowie ein flächendeckendes und qualifiziertes Ganztagsangebot an Schulen. Der Erfolg im Schulsystem ist maßgeblich für die weitere Bildungs- und Erwerbsbiographie. Duale Ausbildung stärken
Der steigende Fachkräftebedarf verdeutlicht die zentrale Bedeutung des dualen Ausbildungssystems. Die Ausbildungszahlen sind trotz einer robusten Konjunktur und einer steigendenden Zahl von Schulabgängern auf einem historischen Tiefstand. Die IG Metall fordert die Arbeitgeber auf, ihre Ausbildungsbemühungen zu verstärken. Erstmals haben in Deutschland mehr junge Menschen eine Hochschulausbildung begonnen als eine duale betriebliche Ausbildung. Die duale Ausbildung muss wieder aufgewertet und attraktiv werden für Schulabsolventen unabhängig vom jeweiligen Leistungsniveau.

Die Sicherung von Fachkräften braucht einen ausgewogenen Mix aus Hochschulabsolventen und einer starken dualen Ausbildung. Nach wie vor sind die Wege zwischen betrieblicher und hochschulischer Berufsbildung für viele verschlossen und Abschlüsse sind bei Einstellung, Entgelt und Karrierewegen nicht gleichgestellt. Notwendig ist eine bessere Durchlässigkeit, Fach und Führungskarrieren müssen für unterschiedliche Bildungswege offenstehen.

Bildung begleitet das ganze Leben
Unternehmen müssen stärker in Fort- und Weiterbildung investieren, die vorhandenen Qualifizierungstarifverträge für eine systematische Qualifizierungspolitik genutzt werden. Die IG Metall entwickelt deshalb Instrumente für eine Qualifizierungsteilzeit, die in der tarifpolitischen Auseinandersetzung wichtiges Thema ist. Die vorhandenen Tarifverträge müssen als Grundlage für eine systematische Qualifizierung genutzt werden. Beschäftigte brauchen auch persönliche, tariflich festgelegte Ansprüche auf Qualifizierung. Das wird in der aktuellen Tarifrunde der IG Metall eine wichtige Rolle spielen.

Manche Unternehmen haben inzwischen erkannt, dass sie von der Weiterbildung der Beschäftigten profitieren. Bosch beispielsweise fördert die Weiterbildung seiner Facharbeiter auf unterschiedliche Weise. Beschäftigte können ihre Arbeitszeit reduzieren und währenddessen eine bis zu vierjährige Weiterbildung absolvieren. Das Unternehmen zahlt in der Zeit 50 Prozent des Bruttoeinkommens weiter. Es gibt noch eine Reihe weiterer betrieblicher Beispiele, bei denen bestehende Tarifverträge genutzt werden. Es ist jedenfalls erklärtes Ziel der IG Metall, den demografischen Wandel und die Zukunft der Arbeit so zu gestalten, dass neue Chancen für soziale Aufstiegsprozesse, gute Arbeit und bessere Bildung entstehen.